Unsere Verlagsabteilung

Munition fürs Denken.

Fluxus: Grammatik und Typographie 

Befreit Eure Sprache, befreit Eure Schrift ...
und Fluxus wird sich ereignen.

Fluxus bewegt orthographisch.
Fluxus bringt Bewegung in Typographisches

Fluxus ereignet sich - eine Bilderserie

Fluxus ereignet sich an ungeahnten Orten, stets erhofft, aber selten. Hier sehen wir: billiger Fluxusabklatsch (es gilt: besser als gar kein Fluxus) trifft auf Fluxusmeisterschaft.

Fluxus ist essentiell. Ohne Fluxus keine Pizza.
Fluxus passieren, damit Pizza passiert. 
Schicken Sie uns Ihre Rezepte.

Oh Boy! Der Gewinner stand von Anfang an fest. Beuys vs. Boyce.

Ja!

Schlingensief sagt Ja
Meese sagt Ja
Beuys sagt Ja
Vostell sagt Ja
Fluxus sagt Ja


Propaganda für Daheim

Poster runterladen und ausdrucken.
Zimmer neu tapezieren. 
Immersion in Ja.


Ie!

Von Wales lernen 
heißt 
Ja sagen lernen.
Ja ist Vielheit und immer ein Anderes.
Wie wir.
Deshalb sagen wir ja zu uns uns ja zu Wales.


Hier ist Raum für Ihr Ja!

Tonmanifest

Hinhören, nicht Weghören. Fluxus abhören!
Fluxus gehört zum guten Ton.

Substanz Manifest

Für die Nachhaltigkeit der Kunst.

Neue Walisische Kunst ist Aufbau.Neue Walisische Kunst ist nachhaltig.Neue Walisische Kunst schafft Substanz,von der andere leben.Neue Walisische Kunst reproduziert sich.Neue Walisische Kunst reproduziert die Kunst.Kunst muss reproduziert werden.Man kann nicht nur von vorhandener Substanz leben.Neue Walisische Kunst ist unverbrauchbar.Neue Walisische Kunst ist unbrauchbar.Neue Walisische Kunst ist brauchbar.Wir vertreiben Brauchwaren.Wir vertreiben uns die Zeit.Nachhaltig...

Kunst im Close-Up.

Und nochmal: Man kann Kunst aufbrauchen. Dabei ist Kunst eine unverbrauchbare Ressource. Aufgebraucht ist sie, wenn man sie nicht mehr gebraucht. Dabei ist Kunst unbrauchbar.

Und wir wiederholen bitte gemeinsam: Man kann Kunst aufbrauchen. Dabei ist Kunst eine unverbrauchbare Ressource. Aufgebraucht ist sie, wenn man sie nicht mehr gebraucht. Dabei ist Kunst unbrauchbar.

Überschwemmungen

„Man muß jetzt möglichst viele Punkte gleichzeitig bringen, so daß die Leute in einen Wahlzwang kommen. D.h., sie können vielleicht gar nicht mehr wählen, aber sie müssen schnell entscheiden, was sie sich zuerst aufpacken. Und es geht nicht mehr einfach so, daß man ihnen eine Information gibt und sagt, jetzt gibt es aber auch noch das. Es geht, glaube ich, nur noch mit Überschwemmungen“

Created with Sketch.

Jeder fängt mal klein an - so wie wir. Aus einer gemeinsamen Vision haben wir zusammen Schritt für Schritt etwas Großes gemacht. Darauf sind wir stolz.

Walisische Drachen

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Vorfah’n

Der Drache ist für Jonathan Meese ein unideologisches Wesen und damit frei. Die Waliser aber versuchen, den Drachen immer wieder einzufangen. Als sei er das Haustier der Nation dekoriert ein roter Drache die weiß-grüne Fläche der Walisischen Nationalfahne, die keinen Staat beflaggt, nur ein inneres Feld gewissermaßen. Ein weites Feld, das die Waliser auch mit Hiraeth bezeichnen mögen und wo sich erneut fiktionale Geschichte der Deutsch-Walisischen Freundschaft findet. Die erste belesene Referenz ist nicht nur deshalb angebracht, weil sie spielerisch zutrifft, denn wo weiden mehr Schafe auf Grasflächen als in Wales, wo sich mancher nicht wenig als eine Nation des Pebble Ash-Betons um seine Staatswerdung verlustig fühlt. Der Gedanke daran auch ein Gefühl des Hiraeth, das melancholische zurückblicken auf eine Zukunft, die man sich einst erhofft hatte.

Richtig, solche drachenbeflaggten inneren Territorien falten sich zu Mythologien, aus denen sich manchmal Staaten, manchmal Geschäfte machen lassen. Im deutschen Fall beides, im Falle Wales nur eines, wobei vor allem andere daran verdienen. Letztendlich kann man aber nur auf Ausverkauf durch die Wegwerfgesellschaft hoffen. Dann hätten diese beiden Alpträume sich auch mal verdient gemacht. Minus mal Minus ergibt Plus.

Rot mal weiß mal grün ergibt manchmal kackbraun und das ist meistens Scheiße.

So sollte man dem walisischen Drachen vielleicht lieber mit Abstand begegnen, sich ihm so fern halten, wie seine mythenreiche Geschichte zurückreicht. Diese reichen wir hier natürlich bei, denn feuerrote Aufklärung haben auch wir uns auf die Flügel geschrieben. Die flattern ja auch im Wind, deshalb fiel auf sie unsere Wortwahl, damit wir den billigen Kalauer nicht bedienen mussten, der uns ja zugleich auch dem Vorwurf ausgesetzt hätte, den wir hier den Anderen vorhalten.

 

Der Drache wird gelandet worden sein

Die englischen Könige des Geschlechtes Tudor, immer hin von 1485 bis 1603 auf dem Throne, gelten als walisische Familie. Ihr Begründer, Heinrich VII, besiegte den bösen, fiesen und attraktiven Lars Eidinger in der Schlacht von Bosworth. Das übrigens die letzte Schlacht, die um den englischen Thron ausgetragen werden sollte. Der gute Henry trug eine Fahne ins siegreiche Feld, die ein roter Drachen zierte. Dank des Triumphes erhielt das Banner mit dem roten Drachen seine Weihe in St. Pauls Cathedrale. Fahnenweihe schon damals ein beliebter Ritualsport. Quadratisch war das Banner zwar nicht, aber eine gute Wahl, weil der schwertsichere Henry mit dem Drachen zugleich praktisch eher den walisischen Kämpfer heraufbeschwor als mythologische Wesen, denn das walisische Wort für Drache (draig) meint im Altwalisischen auch Kämpfer. 1953, Henry, die Tudors, und allerhand andere waren einzig noch Schulstoff, erhielt der Stoffdrachen Heinrich VII. Wappenbesserung. Von nun an war der Drache umworben von einem gelb-weißen Kranz, unter der britischen Krone versteht sich. Der Schriftzug Y ddraig goch ddyry cychwyn kündete von der Avantgarde des walisischen Drachens oder Kämpfers, je nachdem. Es ist mir ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass der Drache oder eben Kämpfer hier als ein femininum behandelt wird, denn einzig feminine Substantive werden im Walisischen weich mutiert, wenn ihnen der bestimmte Artikel („y“) vorangestellt wird. Dem maskulinen Substantiv passiert solche eine Wandlung nicht. Viel Politisches brachte diese Avantgarde der walisischen Nation im Übrigen nicht, denn anders als Irland oder Schottland war Wales kein gleichwertiges Königreich britischer Krone, sondern etwas Annektiertes. Politische Irrelevanz aber schütz vor politisch Irrem selten, so dass der oder die Drach*in, der oder die Kämpfer*in schnell in an der Wirklichkeit sich nie zu erprobenden Nationalgeschichten erfreuen durfte. Die Imaginationen sind so zahlreich und unzählbar wie die EU subventionierten Schafe auf walisischen Weiden. Ein weites Feld.

Erlaubt die Gegenwart keine agency, dann wird Vergangenheitstheater gespielt. Und Drachen finden sich, wir denken nur an den Lindwurm Fafner, der wie der Ring des Nibelungen manch deutsche Seele bis heute umgreift, zu schwach für einen Würggriff, als sei er ein Parasit, der an dem Erhalt des Wirts interessiert sei. Hatte Fafner einen Bruder, so hatte der rote walisische Drache einen Feind, zumindest laut des Mabinogion, einer Sammlung walisischer Sagen. Hier wird fabuliert über den Kampf zweier Drachen, von denen der rote offenbar in Snowdonia heimisch, der weiße jedoch Snowdonia fremd war. Wenn Drachen kämpfen geht es heiß her und die angerichteten Wunden brennen Schmerzensschreie aus den verglühten Hälsen der Schuppentiere. Die Schreie erzwingen Empathie und so kam es zu menschlichem Unglück und Chaos: Kriegsschäden eben. Als sei der Drache ein Drache und eben kein Kämpfer. Man wusste sich nicht anders zu helfen als mit einem Hinterhalt: Soldaten wie Drachen löschen ihre Kehlen entweder mit Fenchelhonig oder mit Honigwein. Immerhin, die Waffenruhe hielt mehrere Jahrhunderte. Der Sieger schreibt die Geschichte und so findet sich heute auf der walisischen Flagge eben nicht ein weißer Drache gebannt.

 

Grubenlandung

Seit 2008 ist der rote Drache allerdings offenbar wieder in eine Grube gelockt worden, denn das walisische Wappen, dass 2008 dasjenige Heinrichs VII ablöste, zeigt einzig den englischen Löwen, wenn auch gleich viermal, als reichten sie so an die Stärke und Feuerkraft der Drachen heran. Wegen Mangels an Drachen wird das 2008er Wappen wohl in Wales auch nie ausgestellt. Daher auch mag kaum jemand wiedererkennen das 2008er Motto, das den vier Löwen untergestellt worden ist: „Treu bin ich meinem Land“. Ist treu dem seinen Lande der walisische Drache etwa nicht? Keine treue Seele? Oder vielleicht nur treu der walisischen Nation, nicht aber dem britischen Staat? 1953 fauchte der Wappendrache ja noch eine ganz andere Melodie: „Y ddraig goch ddyry cychwyn“: Der rote Drache animiert zur Tat, schreitet voran. Der Avantgarde gleich. Die ist bekanntermaßen nicht treu, außer dem eigenen Blick, der in die Zukunft gerichtet ist. 

 

Grubenflug

1958 hatte Wales weder als Nation noch als Staat oder mit seiner Sprache irgendeinen legalen Status. Wales war ein annektierter Teil Englands. Daher die Leichtigkeit avantgardistischer Gestik des roten Drachen. 1998 erhielt Wales erstmals legalen Status als Nation, mit eigenem Parlament, das seit 2020 im Englischen wie im Walisischen (das inzwischen als offizielle Sprache anerkannt ist) Senedd heißt. Vielleicht braucht es deshalb den Drachen nicht mehr, der nun wieder all jenen in die Hände fliegt, die glauben sich mit nationaler Ideologie nicht verbrennen zu können. Schwärmer haben schwache Nerven, Dinosauriern gleich braucht es Jahre, bis sie merken, dass sie sich in den eigenen Schwanz gebissen haben. Ideologie kann einem Drachenliebhaber nicht sauer aufstoßen, denn das Brennen glaubt er der Identifikation mit dem begehrten Fabelwesen zu verdanken. 

 

Ideologieschwangere Tiere

Wir, von der NWK AO sind für die Befreiung des Ausdrucks vom Zwang des Sinns, sind gegen bedeutungsschwangere Symbolik und gegen jede Message. Wir bedienen Überdrussüberfluss und Überflussüberdruss, kurz Fluxus. Wir, von der NWK AO (Neue Walisische Kunst Aufbauorganisation) wollen nicht den walisischen Nationalisten, sondern Jonathan Meese folgen: Der Drache sei ein unideologisches Wesen. Und vielleicht ist daher: „Y ddraig goch ddyry cychwyn“ besser zu verstehen als ein Voranschreiten in das ideologiefreie Territorium der Kunst, wo es keine Message gibt nur den tautologischen Glutkern der Inspiration. Wir werden daher bald Irrwege suchen, den Drachen 

endgültig zu befreien aus der Ideologie. Ein Weg ist die unmissverständlich missverständliche Auslegung des eingelegten Mythos. Da werden alle laut aufschreien wie die kämpfenden Drachen. Wer will schon einen Drachen, der sich der Kunst verschreibt und nicht der Politik? Wer will schon den Kunststaat? Einen Staat, der immer dann entsteht, wenn Kunst sich ereignet? 

Wir sind das Wer.

Wir fragen uns:

Wird der Drache einzig als Fahne zur Ideologie, aber auf der gespannten Leinwand frei?

 

Und ist einmal die Walisische Flagge verleinwanded, kann die Kunst ihre Arbeit tun. Soviele Fahnen gibt es noch zu befreien aus ihrem falschen Dienst an der falschen Waffe für das falsche Land. Neue Fahnen der Welt müssen her. Auch um die Fahnenwelt ein wenig bunter zu machen und es sich vielleicht endlich wieder lohnen würde, die Eröffnungsfeiern von globalen Sportgroßveranstaltungen zu schauen. Nicht immer nur die gleichen zwei oder drei Farben, zwei oder drei Geometrien. Sondern Ausbruch der Kunst auf der Fahne als Fahne. Fahnenkrankheit. Die Fahne als Symptom übermäßigen Kunstkonsums. Und es darf kein Halten und Verhalten geben. Jeden Tag eine neue Fahne. 

 

Hotzenpotzen

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bald mehr, bald zu viel, bald überdruss 

Calendŵr 

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Weihnachten steht vor der Tür, der Advent klopft bereits, spielt Brandstifter auf seinem Kranz. Uns ist das Anlass, über Zeit nachzudenken, man wird ja besinnlich über so viel Licht, Erleuchtung, Aufklärung des Dunkeln und Dunklen. Und das wird ja alles nur noch schlimmer: Der Brandsatz zündelt erst an einer, dann zweien, dreien, vieren, am ganzen Baum und schließlich, dem ganzen Nachthimmel herum. Bis wir erleuchtet ins neue Jahr treten und zwar gemütlich so erhellt, dass wir weiteren Rationalisierungen uns widerstandlos ergeben: dem Kalender. Mit dem neuen Jahr also die alte Ordnung, als hätten wir aus der abgebrannten alten Mondzyklusserie nichts gelernt. 

Bis heute wird fälschlicherweise behauptet, das Wort Kalender käme aus dem Lateinischen, wo Altphilologen von dem calendare wissen, dem Ausrufen. Der Kalender rufe den Neumond aus. Dabei, kommt Kalender aus dem Walisischen. Das Wort calendŵr bildet ein Kompositum aus calen, der Wetzstein, und dŵr, dem Wasser. Die Bezeichnung calendŵr geht über das calendare weit hinaus, denn es ruft nicht den Mond auf, sondern besagt, was der Kalender bemisst und ist: ein Schleifen der Zeit, die Klinge der vergangenen Tage, Wochen, Monate, Lebensjahre. Der walisische calendŵr weiß von den Narben, die das Messer Zeit uns zufügt. Dem Mühlstein verwandt, wetzt der calen an der Zeit, die uns das Wasser unter den Füssen wegspült. Nun raten Sie einmal, was hier Subjekt, was hier Objekt ist. Ja, da wird es einem grammatikalisch schwindelig. Und der Schwindel ist ein guter Schwindel, denn die Wahrheit gibt es nicht. Davon zeugt der Schwindel wahrhaftig. 

Wenn aber der Kalender seine schwindelige Wahrheit nicht im Ausrufen des Neumondes findet, sondern in den geschliffenen Narben der Gezeiten, steht es doch an, den Kalender, wie wir ihn kennen, neu zu ergründen. Das wäre nicht revolutionär, sondern geradezu regressiv. Rückschrittlich sollte ein solcher calendŵr aber vielleicht auch sein, sprich nicht eine Organisation der Zeit zum Zwecke der Jahresplanung, sondern ein Notieren der Jahresbilanz. Jede Narbe ein Tag? Fünftagewoche, wie die fünf Wundmale Christi. Oder vielleicht wollen wir nicht mehr in Tagen, sondern Narben denken, im übertragenen Sinne natürlich. Und wenn wir das Gefühl haben, ein Jahr ist vorbei, so halten wir kurz inne, machen den Doppelstrich des Summa Summarum. So wüssten wir am Ende von 2020 also, wie viele Tag das Jahr hatte. Während wir unter dem Regime des Kalenders bereits 2019 wussten, dass es 365 haben würde. Was natürlich überhaupt nicht stimmt, denn bislang kann ich bereits etwas mehr als 673 gefühlte Narben verbuchen und das Jahr empfinde ich noch lange nicht als an sein Ende gekommen, als dass ich summierend verstreichen wollen tät. Doch nach Ausrufen ist mir schon zumute. Nicht des Neumonds. Aber doch des Tages des Wendehalses oder Tag des Haarschneiders. 

Daher rufe ich aus und auf: Wir machen unseren eigenen Fluxus- calendŵr. Für das nächste Jahr.